Im Jahr 2022 lohnt sich weiter den Blick auf digitale Identität zu richten. Sobald User in neuen digitalisierten Prozessen eingebunden werden, gewinnt Datenschutz deutlich an Bedeutung. Datensparsamkeit bei der Erfassung, Verarbeitung und Speicherung personenbezogener Daten wird auch zu einer zunehmend größeren Herausforderung für Unternehmen. Das liegt daran, dass größere Mengen von Daten für maßgeschneiderte Prozesse benötigt werden.
Digitalisierung steht in Unternehmen auch im Jahr 2022 wieder ganz oben auf der Agenda. Die Trends zur fortschreitenden Digitalisierung unserer Mobilität, die Smart City und die Digitalisierung der Verwaltung & E-Government sind nur eine kleine Auswahl der betroffenen Unternehmensfelder. Keine davon ist ohne digitale Identität denkbar.
Digitale Identität – Chance für Nutzer:innen & Unternehmen
User nutzen immer dann eine digitale Identität, wenn sie digitale Services nutzen. Dabei gilt es für Unternehmen die diese Services bereitstellen immer auch Grundsätze der europäischen Datenschutzrichtlinien umzusetzen.
Datensparsamkeit bei der Erfassung und Verarbeitung von personenbezogen Daten sind für Unternehmen eine große Herausforderung.Für zunehmend maßgeschneiderte Angebote benötigen sie mehr und mehr Daten. Häufig erfolgt die Speicherung dieser Daten in Silos. Dabei sind die Modalitäten ihrer Speicherung und Weiterverwendung für Nutzer:innen oft undurchsichtig. Self-Sovereign Identity (SSI) bietet eine smarte und innovative Lösung um den Anforderungen der Unternehmen und den Bedürfnissen der Nutzer:innen gleichermaßen zu begegnen.
Dabei können Nutzer:innen von Fall zu Fall selbst entscheiden welche Daten sie an Unternehmen übermitteln. Die Daten sind in einem SSI-Wallet auf dem Smartphone gespeichert. Im besten Fall findet keine Übermittlung von Klardaten mehr statt: Die Unternehmen erhalten lediglich Zertifikate die bestimmte Eigenschaften bestätigen. Die Übermittlung umfangreicher Kopien von Dokumenten ist nicht mehr nötig.
Anwendungsfälle für Self-Sovereign Identity
Eine SSI-Wallet kann mehr als nur Führerschein und Personalausweis. Die Anwendungsfälle erstrecken sich über eine Vielzahl von Branchen. Bonität, Zugangsberechtigungen, eine Bankverbindung, Studentenausweise, Gym-Membership und vieles mehr können in einem SSI-Wallet sicher hinterlegt werden. Im Anwendungsfall entsteht dabei durch die Übermittlung von Zertifikaten anstelle von Klardaten ein erheblicher Mehrwert. So werden Informationen sicher und einfach übermittelt ohne im jeweiligen Fall überflüssige Daten zu verteilen. Das ist ganz im Sinn der Datenschutzgesetzverordnung (DGSV).
Auch für Verwaltungen spielt dieses Thema eine wichtige Rolle. Das Onlinezugangsgesetz (OZG) verpflichtet Bund, Länder und Kommunen ihre Verwaltungsportale bis zum Ende des Jahres 2022 auch digital anzubieten. Auch die Bestrebungen für eine europäische digitale Identität (EUid) auf nationalstaatlicher Ebene wie auch auf europäischer Ebene fördern die digitale Identität.
Blick in die Wirtschaft
Die Wirtschaft tut sich offenkundig schwer die bestehende Prozesse und auf die neuen Strukturen von Self-Sovereign Identity anzupassen. Es fehlt aktuell noch an Regulierungen. Diese spielen für Banken und Versicherungen jedoch eine zentrale Rolle. Bei genauerer Betrachtung der aktuellen Entwicklungen kann davon ausgegangen werden dass diese zeitnah folgen werden.
Digitalisierung und SSI gehen Hand in Hand. Das Potenzial für Unternehmen ist enorm. So wundert es nicht dass ein Großteil von Unternehmen bereits Anwendungsfälle prüft und SSI auf den Roadmaps der Big Five schon gelistet ist. Aktuell befindet sich das Themal häufig noch in den Innovationsabteilungen, in Challenges und Ausschreibungen für Innovationsprojekt oder Forschungseinheiten. Sicherlich bald auch mit den ersten Pilotprojekten.
Um diese technologische Entwicklung nicht zu verpassen ist es aus heutiger Sicht entscheidend zeitnah Use-Cases für Self-Sovereign Identity zu entwickeln. Dabei ist es wichtig den Mehrwert für die Wirtschaft in den jeweiligen Unternehmensfeldern herauszuarbeiten.
SSI & Nationalstaaten
Auch in der EU wurde längst erkannt dass die Datensouveränität der Nutzer:innen im Schatten von Big Tech bedroht ist. Dabei spielt Deutschland in der EU eine Vorreiterrolle in den Bestrebungen digitale Identität mit SSI-Technologie schnellstmöglich auf die Straße zu bringen. Davon zeugt zum Beispiel das Projekt „Self Sovereign Identity für Deutschland“ des BMWi. Auch die Schweiz prüft intensiv die Digitalisierung nationaler Ausweisdokumente wie Führerschein und Personalausweis.
Im europäischen Raum ist ein politischer Wille für die Umsetzung der SSI-Technologie also klar erkennbar.
Nutzer:innen & SSI
Der Mehrwert durch SSI für User ist eindeutig: Vereinfachung der Onboarding-Strecke durch schnelle Verifikation, datensparsame, digitale Zertifikate und individualisierte Angebote – all das wird sicher gerne angenommen. Convenience und Sicherheit sind entscheidende Vorteile der Technologie und finden sich auch im Lastenheft der Nutzer:innen.
Fazit
Self-Sovereign Identity ist eine vielversprechende Innovation. Sie steht am Start den Umgang mit personenbezogenen Daten für Unternehmen nachhaltig zu verbessern. Schon heute arbeitet eine Vielzahl von Stakeholdern daran SSI in den Alltag zu bringen. Jedes neue Use-Case mit Einsatz dieser Technologie ist ein Stück in eine neue, dezentrale und selbstsouveräne Zukunft von Daten. Dezentral und selbstsouverän – das ist die nächste Generation für digitale Identität.