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Das Web3 und die SSI

Das Web3 steht für die Dezentralisierung der digitalen Identität. Bestehende Strukturen, die vor allem durch Big Tech geprägt sind und sich vorwiegend durch Zentralisierung auszeichnen, werden durch diese Entwicklung aufgebrochen. Im Vordergrund stehen Lösungen auf Grundlage der Blockchain-Technologie, die Usern zunächst die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben und darüber hinaus als offene Systeme konzipiert sind. Die Self-sovereign identity (SSI) ist ein zentrales Element dieses Wandels, der neben Investoren auch staatliche Institutionen begeistert.

Key Points

  • Das Web 2.0 sammelt Daten und speichert diese zentral
  • Web3 gibt die Kontrolle der Daten zurück an den User
  • Das Wallet als Bestandteil von SSI ermöglicht die Hinterlegung von personenbezogenen Daten
  • Die Entwicklung des Web3 nimmt seit einigen Jahren an Fahrt auf und hat sich in den letzten 3 Jahren vervierfacht

Die Entwicklung des Web3

Beim Web3 handelt es sich nicht nur um eine einfache Weiterentwicklung des Vorgängers. Es ist eine direkte Antwort auf die spezifischen Probleme des Web 2.0. Bei jeder Registrierung sind die User gezwungen, ihre personenbezogenen Daten zu hinterlegen. In zentralen Datenbanken sammeln Unternehmen so zahlreiche Informationen über ihre Nutzer. Was im Folgenden mit diesen Daten geschieht, lässt sich von den Betroffenen nicht nachvollziehen. Dies ist aus Datenschutzgründen nicht unproblematisch und hat in den vergangenen Jahren bereits für negative Schlagzeilen gesorgt.

Für Unternehmen sind die personenbezogenen Daten nämlich ein lukratives Geschäft. Damit lässt sich das Kaufverhalten analysieren, Persönlichkeitsprofile erstellen und Werbung personalisieren. Im schlimmsten Fall können diese Daten – wie in der Vergangenheit bereits geschehen – verkauft oder von Kriminellen zweckentfremdet werden. Personenbezogene Informationen sind somit eine zentrale Einnahmequelle für große Technologieunternehmen geworden. Ferner sind die zentral gespeicherten Identitäten keine offenen Ökosysteme. Jede neue Registrierung führt zu einer neuen Identität. Dies hat zur Folge, dass dem Nutzer immer mehr Daten entgleiten.

SSI als Teil des Web3

Dem Nutzer die Datensouveränität zurückzugeben, ist zentraler Bestandteil der aktuellen Entwicklung im Web. Im Fokus steht die Self-sovereign identity, welche aus zwei Elementen besteht. Zum einen werden in einer privaten digitalen Wallet sensible Informationen hinterlegt. Hier kommen etwa Personalausweis, Führerschein, Monatsticket oder Kreditkarteninformationen infrage. Bei der Wallet handelt es sich um eine App, welche im Besitz des Nutzers bleibt und auf die sonst niemand Zugriff hat.

Die Blockchain ist das zweite wichtige Element der SSI. In der Blockchain werden verifizierte Zertifikate (die mit der Wallet verknüpft sind) verschlüsselt abgelegt. Diese dienen dann dem Nutzer als Identifikator. Statt seine Identität mit seinem Personalausweis nachzuweisen, erfolgt dies durch ein in der Blockchain hinterlegtes Zertifikat. Wem der Nutzer dieses zur Verfügung stellt, entscheidet er selbst. Er erhält somit die Kontrolle über seine digitale Identität zurück und verhindert den Missbrauch seiner personenbezogenen Daten.

Weitere Vorteile der SSI im Web3

Souveränität über die eigenen Daten ist jedoch nur ein Vorteil der Self-sovereign identity. Die SSI ist interoperabel, wodurch für jeden Dienst erzeugte und zentral gespeicherte Identitäten der Vergangenheit angehören. Durch die Nutzung von SSI werden die Anmeldeinformationen übermittelt. Diese sind dann gemäß den W3C-Spezifikationen überprüfbar. Statt einer Vielzahl an Credentials nutzt der User lediglich seine Wallet und die in der Blockchain fälschungssicher hinterlegten Zertifikate. Das Verfahren ist daher nutzerfreundlicher als bestehende Systeme, was dem Anwender den Zugriff auf neue Dienste erleichtert.

Für Unternehmen reduziert sich dadurch der Arbeitsaufwand. User bringen ihre eigene Identität, mit der eine zweifelsfreie Identifizierung möglich ist, selbst mit. Sensible Daten müssen nicht mehr auf lokalen Servern gespeichert werden, was das Risiko einer Datenverletzung verringert. Darüber hinaus kann das interoperable System auch problemlos in der analogen Welt für Dienste oder Zugangsberechtigungen eingesetzt werden.

Wie weit ist das Web3?

Die Entwicklung des Web3 nimmt seit einigen Jahren an Fahrt auf. Junge, auf die Blockchain-Technologie spezialisierte Start-ups, machten den Anfang. Diese sind mittlerweile stark gewachsen und konnten zahlreiche Investoren überzeugen. Das Investitionsvolumen lag allein 2021 bei 17,9 Milliarden US-Dollar und hat sich innerhalb von drei Jahren mehr als vervierfacht. Insbesondere die im vergangenen Jahr anhaltende Diskussion über Metaverse-Welten sowie NFTs haben dem Gedanken des Web3 Aufwind gegeben. Hier wird bereits sehr erfolgreich mit plattformunabhängigen Identitätslösungen gearbeitet. Aber auch staatliche Institutionen haben die Diskussion um die dezentrale Identität dankend angenommen. Mit der europäischen digitalen Identität wird die Self-sovereign identity von höchster politischer Stelle forciert und vorangetrieben.