In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche politische Akteure der Digitalisierung der Kommunen verschrieben. Die Smart City ist jedoch deutlich mehr als ein politisches Prestigeobjekt. Sie verspricht einerseits das Leben der Bürger einfacher und nachhaltiger zu gestalten, baut auf der anderen Seite aber auch bürokratische Strukturen von Staat und Unternehmen ab. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten – so scheint es zumindest. Denn wo die Smart City entstehen soll, um das Leben der Bürger einfacher zu gestalten, tauchen neue Probleme auf. Unzureichende Sicherheit von personenbezogenen Daten sowie geschlossene Softwarelösungen sind die Feinde der Smart City. Die Self-sovereign identity (SSI) löst diese Probleme und schafft beim Bürger gleichzeitig mehr Akzeptanz für die Digitalisierung bestehender Strukturen.
Offene Ökosysteme in der Smart City
Digitalisierung analoger Strukturen in einer Smart City. Die Devise kann jedoch nicht „Digitalisierung um jeden Preis“ lauten. Aus Sicht der Nutzer müssen alte digitalisierte Prozesse dem Nutzer einen Mehrwert bieten. Dieser besteht zunächst in Strukturen, die einfacher und damit zugänglicher sind als die bisherigen. Ist das neue System komplizierter als das bisherige, wird die Digitalisierung der Kommunen nicht gelingen.
Dementsprechend ist es wenig zielführend, wenn Unternehmen wie Verkehrsverbünde ihre eigenen exklusiven App-Angebote schaffen, die nicht anschlussfähig sind. Die Smart City setzt daher ein offenes Ökosystem voraus, welches interoperable Strukturen bereitstellt. Ein für Nordrhein-Westfalen gültiger digitaler Wohnberechtigungsschein muss in Köln ebenso einfach nutzbar sein wie in Arnsberg. Bus-, Zug- oder Flugticket müssen sich unabhängig vom Dienstleister in der gleichen App befinden. Nur so sind digitale Nachweise ihrem physischen Pendant überlegen.
Als offenes Ökosystem stellt die SSI die notwendigen Lösungen zur Verfügung. Unternehmensspezifische Apps zur Inanspruchnahme bestimmter Dienstleistungen sind nicht mehr erforderlich, stattdessen agieren Nutzende nur noch aus einer App heraus. Im Zentrum steht die Wallet der digitalen Identität, in welcher zahlreiche Berechtigungen wie das Busticket, die Zugangskarte für das Fitnessstudio oder amtliche Dokumente abgelegt werden können. Sie stößt auch gleichzeitig die Übermittlung der verschlüsselten Zertifikate aus der Blockchain an und setzt so den Legitimationsprozess in Gang.
Digitale Sicherheit in der Smart City
Die Sicherheit der Daten ist für Bürger in der Smart City wichtiger denn je. Dank Blockchain-Technologie und digitaler Wallet ist dies der Fall. Der Zero-Knowledge-Proof der SSI garantiert den Datenschutz, da nur noch bestimmte Attribute abgefragt werden, die keine sensiblen personenbezogenen Daten umfassen. Auch bei Verlust des Smartphones bietet die Self-sovereign identity deutliche Vorteile. Es ist aufwendig, eine verlorene physische Legitimation zu ersetzen und im Falle eines Personalausweises oder Führerscheins sogar mit Kosten verbunden. Der Verlust eines digitalen Zertifikates auf einem Endgerät – etwa durch versehentliches Löschen – ist zunächst nicht weiter tragisch. In der Wallet lassen sich beliebig oft erneut digitale Ausweisdokumente ablegen. Bei Verlust des Endgerätes lassen sich einfach die in der Blockchain hinterlegten Zertifikate von der Wallet entkoppeln oder die Wallet gar aus der Ferne zurücksetzen.
Vorteile der SSI für Einzelhandel, Gastronomie und Smart Governance
Mit dem Onlinezugangsgesetz wird die Beantragung eines Wohnberechtigungsscheines (WBS) oder von Wohngeld zukünftig auch online möglich sein. Nachweise über ein geringes Einkommen sowie die Wohnsituation können digital bei Behörden eingereicht werden. Die Beantwortung des Anliegens erfolgt anschließend ebenfalls auf elektronischem Weg. In der Smart City lässt sich der WBS nun in der Wallet ablegen und das in der Blockchain hinterlegte Zertifikat digital an den Vermieter übermitteln. Ebenso können Zeugnisse oder die Aufenthaltserlaubnis in der Wallet gespeichert werden. Physische Kopien müssen in der Smart City nicht mehr angefertigt werden. Das spart sowohl für Bürger aber auch für Arbeitgeber sowie Vermieter Zeit und Ressourcen.
Aber auch Einzelhandel, Gastronomie und viele weitere Bereiche profitieren von der SSI in der Smart City. Denn die Wallet ist unter anderem dafür geeignet, Bonuskarten oder Mitgliedsausweise zu speichern, bietet darüber hinaus jedoch noch weitere Vorteile. Bonusprogramme können mit der Self-sovereign identity geschäftsübergreifend von lokalen Unternehmen eingerichtet werden, ohne dass Nutzer personenbezogene Daten preisgeben müssen. Kooperationen zwischen unterschiedlichen Betrieben wie dem Fitnessstudio und dem veganen Restaurant oder dem Sportausstatter sind so leichter umzusetzen.